Sobhan, Afghanistan

Ausstülpung des Gehirns in das Gesicht

Der kleine Mohammad Sobhan wurde uns vom Verein Kinder brauchen uns (KBU) aus Mühlheim an der Ruhr vorgestellt. Von Geburt an litt er unter einer Meningoenzephalozele. Dabei handelt es sich um eine Ausstülpung des Gehirns, welche im Bereich der Nasenwurzel weit bis in die Nase hineinreicht.

Dieser Teil des Gehirns, welcher von der Dura, d.h. der Hirnhaut, ummantelt ist, hat in der Regel keine funktionelle Bedeutung. Als Folge der Aussackung oder Ausstülpung des Gehirns waren allerdings die Augen weit auseinandergetreten, die Haut im Bereich des Nasenrückens war deutlich ausgedünnt, und es fehlte hier der Knochen. Außerdem bestand ständig die Gefahr einer aufsteigenden Infektion, was dann unter den Bedingungen in Afghanistan leicht zu schweren Komplikationen wie z. B. einer Entzündung des Gehirns hätte führen können.

Nach der Vorstellung bei uns in Würzburg haben wir zunächst eine Kernspinuntersuchung (MRT) angefertigt. Diese zeigte uns die genaue Befundausdehnung. In einer ersten Operation im April 2021 wurde gemeinsam mit der Abteilung für Pädiatrische Neurochirurgie, Prof. Dr. Tilmann Schweitzer, der in die Nase hineinragende funktionslose Teil des Gehirns abgetrennt und die Schädelbasis mittels Knochen aus der Schädeldecke rekonstruiert. Danach wurde der kleine Sobhan zunächst wieder in seine betreuende Familie hier in Deutschland entlassen.

Nach knapp vier Wochen, im Mai 2021, entfernten wir dann den abgetrennten Gehirnanteil aus der Nase, rekonstruierten die Nasenhaupthöhle und sorgten dafür, dass der ehemals mit Gehirnanteilen gefüllte Hohlraum nun zur Nasenhaupthöhle wurde. Außerdem entfernten wir den Teil der überschüssigen Haut im Nasenrückenbereich und verbesserten so insbesondere das kosmetische Erscheinungsbild.

Das funktionelle und kosmetische Ergebnis der Operation war sehr gut. Sobhan hatte keinerlei mentale oder funktionelle Einschränkungen durch den Eingriff. Das Gehirn ist nun sicher von der Nasenhaupthöhle abgegrenzt, und es kann somit keine Infektion mehr ins Gehirn aufsteigen. Außerdem sollte sich die Nasenatmung wieder normalisieren. Die etwas zu weit auseinander stehenden Augen haben wir nicht korrigiert, da es sich hierbei um einen extrem großen Eingriff handelt, welcher unter anderem auch die Gefahr einer Sehschädigung oder gar Erblindung mit sich bringt.

Sobhan ist ein quietschfideler junger Bub, der während der Zeit hier in Deutschland bereits etwas Deutsch gelernt hat.

Das Team der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie sowie der Abteilung für Pädiatrische Neurochirurgie am Universitätsklinikum Würzburg

Sobhan, Afghanistan, und mit Prof. Dr. Dr. Alexander C. Kübler 

Universitätsklinikum Würzburg