Jorge, Angola

Nach Komplikationen erneut operiert 

Jorge, 2011 in Angola geboren, ist bereits 2019 im Universitätsklinikum Würzburg operiert worden. Zum Zeitpunkt der Rückkehr in seine Heimat im Jahr 2019 war die Mundöffnung bei ihm sehr gut und er konnte normal sprechen und essen. 

Bei einem weiteren Einsatz der Friedensdorf Initiative in Angola stellte sich Jorge dort nochmals den behandelnden Kollegen vor. Leider war es aufgrund unzureichender physiotherapeutischer Versorgung in Angola und fehlender Übungen zu einer Re-Ankylose, d.h. einem abermaligen Verwachsen des Kiefergelenks mit der Schädelbasis, gekommen. Aus diesem Grund kam er nun 2021/2022 erneut nach Deutschland. 

Wie man bei Krankheitsverlauf von Jorge sehen kann, sind diese Operationen und Behandlungen oft sehr schwierig und langwierig, und nicht jede Behandlung läuft ohne Komplikationen und Rückschläge ab.

Wir entschlossen uns daher, in einer neuen Operation die Ankylose zu lösen und ein Kunststoffimplantat als Trennschicht einzufügen. Dieses heilte zunächst gut ein, und die Mundöffnung war anschließend wieder gut und ausreichend. Leider infizierte sich das Implantat, so dass wir es dann nach zwei Monaten wieder entfernen mussten. In der Zwischenzeit war es allerdings zu einer weitgehenden Abheilung der knöchernen Strukturen gekommen, so dass nun trotz des entfernten Kunststoffimplantats die Mundöffnung normal und reizlos war. 

Die Mundöffnung ist nun so gut, dass Jorge sich wieder ganz normal ernähren kann. Aufgrund des großen Defektes im Mittelgesichtsbereich ist die Kau-Ebene, also sind die Kiefer zwar noch schief und das Gesicht nicht ganz symmetrisch. Wir haben uns dann allerdings entschlossen, zunächst das weitere Wachstum abzuwarten und Jorge wieder zu seinen Eltern nach Hause zu entlassen. 

In zwei bis drei Jahren wird er sich dann erneut vorstellen, um dann eine plastisch-ästhetische Korrektur der Weichteilsituation im Gesicht zu bekommen, und ggf. wird ein künstliches Auge (Epithese) angefertigt. 

Jorge war in Angola aufgrund einer Vorerkrankung und fehlender medikamentöser Therapie sowie schlechter Ernährung ursprünglich an Noma erkrankt. Hierbei handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die bei ihm zu Verlust bzw. zur Auflösung und Zerstörung von Knochen und Weichgewebe im Gesicht geführt hatte.

Ein US-amerikanisches OP-Team hatte ihm in seiner Heimat durch einen Notfalleingriff das Leben gerettet. Dabei wurden das rechte Auge und große Teile des rechten Oberkiefers und der rechten Wange entfernt. Mithilfe dieses Eingriffs und neuer Medikamente konnte eine weitere Ausbreitung der Noma-Erkrankung verhindert bzw. diese ausgeheilt werden.

Aufgrund der großen Zerstörung und des Verlustes großer Anteile des rechten Gesichts kam es allerdings auch zu der Verknöcherung (Ankylose) des rechten Kiefergelenks. Das schränkte wiederum die Bewegung des Unterkiefers deutlich ein. Eine normale Nahrungsaufnahme war wegen des fehlenden Oberkiefer- und Wangenanteils nicht mehr möglich.

Im Rahmen einer etwa 10-stündigen Operation lösten wir im Juni 2019 zunächst die Ankylose im Bereich des rechten Kiefergelenks. Gleichzeitig wurden die umfangreichen Narbenbildungen entfernt und anschließend ein Muskel-Haut-Transplantat aus dem Rücken entnommen und mikrochirurgisch transplantiert. Dabei wurden die versorgenden Blutgefäße unter dem Mikroskop wieder an die Halsschlagader angeschlossen (reanastomosiert).

Das Team der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Würzburg. – Das Kind wurde in der Klinik zur Behandlung vorgestellt durch Friedensdorf International.

Jorge, Angola, zwischen 2022 und 2019

Universitätsklinikum Würzburg